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Du kennst das vielleicht: Du bist leistungsfähig, du bist verlässlich, du hältst Dinge zusammen. Und trotzdem merkst du innerlich, dass der Druck steigt. Nicht immer laut. Eher schleichend. Mehr Verantwortung, mehr Tempo, weniger Sicherheit. Change-Projekte, Umstrukturierungen, neue Rollen, neue Erwartungen – und irgendwo dazwischen du, mit dem Anspruch, klar zu bleiben, zu führen, abzuliefern.

Resilienz wird in solchen Phasen oft als „nice to have“ verkauft. Als Wohlfühlthema, als Yoga-Add-on. In der Praxis ist Resilienz etwas anderes: Sie ist deine Fähigkeit, nach Belastungen wieder in Stabilität zu kommen – und dabei handlungsfähig zu bleiben. Genau hier setzt Organisationscoaching an.

In diesem Artikel bekommst du:

  • eine klare, wissenschaftlich fundierte Orientierung, was Resilienz-Coaching im Arbeitskontext wirksam macht (basierend auf einer Scoping Review in Frontiers in Psychology, 2024),
  • konkrete Bausteine, die du sofort im Alltag nutzen kannst – mental, emotional, körperlich und organisatorisch,
  • Mini-Übungen (Atem, Imagination, Selbstgespräche, Routinen), die besonders bei Druck und Veränderung funktionieren,
  • und am Ende eine klare Antwort, warum professionelle Begleitung ein echter Hebel ist – gerade dann, wenn du „eigentlich eh stark bist“.

Was die Forschung sagt: Coaching stärkt Resilienz – und zwar zuverlässig

Die Studie, auf der dieser Artikel basiert, ist eine Scoping Review. Das bedeutet: Es wurde nicht nur eine einzelne Intervention betrachtet, sondern die Forschungslage zu Resilienz-Coaching im Arbeitskontext systematisch kartiert. Ergebnis: Die Autor:innen fanden 17 relevante Studien zu Coaching-Interventionen, welche die Resilienz in Organisationen verbessern.

Der zentrale Befund ist klar: Die eingeschlossenen Studien berichten überwiegend Verbesserungen der Resilienz im Zusammenhang mit Coaching; mehrere Studien zeigen zudem Vorteile gegenüber Kontrollgruppen.

Wichtig: Die Review zeigt auch, dass es keinen einheitlichen Standard gibt. Dauer, Anzahl der Sessions, Methodik, Coach-Qualifikation, Messinstrumente – vieles variiert. Und genau daraus entsteht eine entscheidende Frage, die dich als Führungskraft, Sportler:in, Musiker:in oder Change-Verantwortliche:r wirklich interessiert:

Was sind die Bausteine, die unabhängig vom Setting wirken?

Resilienz ist kein Talent – Resilienz ist ein Prozess

Ein Teil der Verwirrung rund um Resilienz kommt daher, dass sie in der Literatur unterschiedlich verstanden wird: als Persönlichkeitseigenschaft, als Ergebnis oder als dynamischer Prozess. Moderne Forschung betont immer stärker die Prozess-Perspektive: Resilienz ist etwas, das du entwickeln kannst – über Ressourcen, Selbstregulation, Bewertung von Ereignissen und über die Art, wie du dich nach Belastung wieder ausrichtest.

Ich übersetze das in eine einfache, aber kraftvolle Coaching-Logik:

  • Du erlebst Druck/Unsicherheit.
  • Du bewertest das Ereignis. (Bedrohung oder Herausforderung?)
  • Du aktivierst Ressourcen. (mental, emotional, körperlich, sozial, organisatorisch)
  • Du setzt Handlungen. (Routinen, Entscheidungen, Kommunikation, Fokus)
  • Du reflektierst. (Lernen, Anpassung, Stabilisierung)

Coaching wirkt dann besonders stark, wenn es diese Schleife bewusst macht und trainierbar gestaltet.

Die 5 wirksamsten Bausteine aus Resilienz-Coaching (und wie du sie nutzt)

1) Zielsetzung, die dich stabil macht – nicht nur beschäftigt

Die Review zeigt: Zielsetzung ist ein wiederkehrendes Element in vielen Coaching-Programmen (häufig strukturiert über das GROW-Modell: Goal, Reality, Options, Way forward). Entscheidend ist nicht „mehr Ziele“. Entscheidend ist: die richtigen Ziele.

Praxis-Impuls (3-Minuten-Check):

  • Goal: Was ist das eine Ergebnis, das in den nächsten 14 Tagen wirklich zählt?
  • Reality: Was sind die realen Grenzen (Zeit, Energie, Kontext)?
  • Options: Welche 2–3 Wege sind machbar – ohne Selbstüberforderung?
  • Way forward: Was ist der nächste kleine, konkrete Schritt innerhalb von 24 Stunden?

Im Sport würdest du sagen: Nicht das ganze Rennen gewinnen – sondern den nächsten sauberen Abschnitt fahren. Im Change heißt das: nicht „Transformation schaffen“, sondern „diese Woche 2 Schlüsselgespräche führen und Klarheit schaffen“.

2) Ressourcenaufbau: Resilienz entsteht nicht im Kopf – sondern im System

Ein wiederkehrender Schwerpunkt der Review ist die Entwicklung von Resilienz-Ressourcen. Resiliente Menschen haben nicht weniger Probleme. Sie haben mehr Zugriff auf Ressourcen – und sie aktivieren sie schneller.

Ressourcen sind dabei nicht nur „positives Denken“. Es sind auch:

  • psychologische Ressourcen (Selbstwirksamkeit, Hoffnung, Optimismus, Problemlösekompetenz),
  • körperliche Ressourcen (Atmung, Schlaf, Regeneration, Spannungsregulation),
  • soziale Ressourcen (Unterstützung, Beziehungen, Feedback),
  • organisatorische Ressourcen (Strukturen, Entscheidungswege, Rollenklärung).

Mini-Übung (Ressourcen-Scan, 90 Sekunden):
Stell dir innerlich drei Fragen:

  • Welche Ressource habe ich bereits – und nutze sie zu selten?
  • Welche Ressource kann ich in 7 Tagen aufbauen (klein, realistisch)?
  • Welche Ressource kann ich mir holen (Mensch, Struktur, Entscheidung)?

Resilienz wird stabil, wenn sie nicht von Motivation abhängt, sondern von Zugriff.

3) Reappraisal: Die Kunst, Druck neu zu bewerten (ohne ihn kleinzureden)

Die Review betont: Resilienz hängt stark davon ab, wie du Ereignisse bewertest. Nicht als „alles ist gut“ – sondern als Fähigkeit, eine Situation realistisch zu sehen und trotzdem handlungsfähig zu bleiben.

Im Mentalcoaching ist das einer der wichtigsten Hebel: dein innerer Kommentar zur Realität.

Selbstgespräch-Formel (kurz, wirksam):

  • „Das ist gerade anspruchsvoll. Und ich kann Schritt für Schritt reagieren.“
  • „Ich muss nicht alles lösen. Ich muss jetzt das Nächste klären.“
  • „Druck ist ein Signal. Ich wandle ihn in Fokus um.“

Hypnose-/Imagination-Impuls (2 Minuten):
Schließe kurz die Augen (wenn möglich). Stell dir vor, der Druck wäre eine Welle. Du stehst nicht dagegen. Du gehst in eine stabile Position: Füße am Boden, Brustkorb offen, Atmung ruhig. Du „reitest“ die Welle. Nicht dramatisch. Nicht heroisch. Ruhig. Du spürst: Ich bin im Kontakt. Ich bin im Körper. Ich entscheide.

Das ist keine Esoterik. Das ist nervensystembasierte Selbstregulation mit Bildern – besonders wirksam bei Erwartungsdruck.

4) Reflexion, die zu Verhalten führt – nicht zu Grübelschleifen

Ein weiteres Schlüsselelement: Reflexion. Coaching schafft Raum für Reflexion, Socratic Questioning, Feedback, Perspektivwechsel. Aber: Reflexion muss handlungsorientiert bleiben – sonst wird sie zur Grübelei.

Reflexionsfragen (kurz & scharf):

  • Was war diese Woche mein stärkster Moment – und warum?
  • Welche Reaktion von mir war nicht hilfreich – und was wäre die bessere Alternative?
  • Welche kleine Routine würde mich in Krisen stabilisieren?

5) Homework und Routinen: Resilienz entsteht zwischen den Sessions

Die Review zeigt auch: Dort, wo „Homework“ und Übungen zwischen den Sitzungen integriert wurden, wurde Ressourcenaufbau systematisch unterstützt. Aus meiner Sicht ist das der Unterschied zwischen Coaching als Gespräch – und Coaching als Training.

Die 4-Minuten-Atemroutine für Druckbewältigung (körperbasiert):

  • 2 Minuten: langsam einatmen (4 Sekunden) – ausatmen (6 Sekunden).
  • 1 Minute: Schultergürtel bewusst senken, Kiefer lösen.
  • 1 Minute: Fokusfrage: „Was ist jetzt der nächste klare Schritt?“

Performance-Variante (Sport/Musik):
Vor dem Start/Auftritt: 3 Atemzyklen + ein Satz: „Ruhig. Klar. Präsenz.“ Dann Blick auf den ersten technischen Fokuspunkt (nicht auf das Ergebnis).

So setzt du Resilienz-Coaching im Change wirklich um (Change-Management-Perspektive)

In Transformationen passiert häufig Folgendes: Es wird an Strukturen gearbeitet, aber die mentale Energie wird „mitgenommen wie Luft“. Dabei ist mentale Energie ein Erfolgsfaktor. Resilienz-Coaching ist hier kein Luxus, sondern Risiko- und Performance-Management.

3 Punkte, die im Change fast immer fehlen (und die Coaching ergänzen):

  • Rollen- und Zielklarheit: Wer entscheidet was? Was zählt jetzt wirklich?
  • Selbstregulation: Wie bleibst du im Nervensystem stabil, wenn die Lage instabil ist?
  • Ressourcen-Spiralen: Wie stärkst du Hoffnung/Selbstwirksamkeit, statt nur Probleme zu „abarbeiten“?

Mini-Tool für Teams (15 Minuten, sofort umsetzbar):

  • Jede Person nennt: 1 Belastung, 1 Ressource, 1 Wunsch an das Team.
  • Das Team definiert: 1 neue Mikro-Regel (z. B. „Entscheidungen werden in 48h geklärt“ oder „Meetings enden mit nächstem Schritt“).
  • Abschluss: 3 Atemzüge gemeinsam, dann klare Zuständigkeit.

Das wirkt, weil es mental-emotional-körperlich und strukturell zugleich ansetzt.

Wie du Fortschritt messen kannst (ohne dich zu verlieren)

Die Review listet mehrere Instrumente, die in Studien genutzt wurden, z. B. die Brief Resilience Scale (BRS), die Connor-Davidson Resilience Scale oder auch Psychological Capital-Messungen. Im Alltag brauchst du nicht zwingend eine Testbatterie. Aber du brauchst Marker.

Praktische Marker (selbstbeobachtbar):

  • Wie schnell kommst du nach Stress zurück in Klarheit?
  • Wie oft bist du im Modus „Reaktion“ vs. „Steuerung“?
  • Wie konstant sind deine Routinen unter Druck?
  • Wie gut gelingt dir Reappraisal (Bedrohung → Herausforderung)?

Resilienz zeigt sich nicht darin, dass du nie fällst. Sondern darin, wie du aufstehst – und was du dabei lernst.

Warum professionelle Begleitung der Hebel ist (und nicht „nur nett“)

Viele High Performer scheitern nicht an Kompetenz. Sie scheitern an Daueranspannung, fehlender Reflexionsstruktur und daran, dass sie alles allein tragen. Coaching, Supervision und Change-Begleitung wirken, weil sie drei Dinge liefern, die du dir selbst nur schwer dauerhaft geben kannst:

  • Spiegel und Präzision: Du erkennst Muster schneller – und kannst sie verändern.
  • Struktur und Training: Aus Einsicht wird Routine. Aus Routine wird Stabilität.
  • Resonanz und Entlastung: Du musst nicht alles allein „halten“. Das Nervensystem darf runterregeln.

Wenn du Resilienz professionell entwickeln willst, dann geht es nicht um „mehr Disziplin“. Es geht um ein intelligentes System: mental, emotional, körperlich – und organisatorisch passend zu deinem Kontext.

Fazit: Resilienz im Job ist trainierbar – besonders im Coaching

Die Forschungslage aus der Scoping Review ist eindeutig: Organisationscoaching kann Resilienz im Arbeitskontext verbessern. Und die wirksamsten Bausteine sind klar erkennbar: Zielsetzung, Ressourcenaufbau, Reflexion, Reappraisal, Homework/Routinen – getragen von einer guten Coach-Coachee-Beziehung.

Die wichtigste Botschaft für dich: Druck ist nicht das Ende deiner Stärke. Druck kann der Anfang deiner nächsten Entwicklungsstufe sein – wenn du ihn in Fokus, Struktur und sinnvolle Handlung übersetzt.

Deine Next Steps (3–5 konkrete Schritte)

  • 1) 14-Tage-Ziel setzen: Was zählt wirklich – und was darf weg?
  • 2) 4-Minuten-Atemroutine täglich: Druck runter, Klarheit rauf.
  • 3) Selbstgespräch-Upgrade: Ersetze „Ich muss“ durch „Ich entscheide den nächsten Schritt“.
  • 4) Ressourcen-Scan: Welche Ressource baust du in 7 Tagen auf?
  • 5) Hol dir Spiegel: Wo brauchst du Coaching/Supervision, damit aus Erkenntnis Veränderung wird?

Wenn du möchtest, unterstütze ich dich dabei, Resilienz nicht nur zu verstehen, sondern zu trainieren – in Einzelcoachings, in Supervision (für Teams/Leitungen) oder in Change-Management-Begleitung, die mentale Stärke und Organisationsrealität zusammenbringt.

 

Quelle:
Sipondo A and Terblanche N (2024) Organisational coaching to improve workplace resilience: a scoping review and agenda for future research. Front. Psychol. 15:1484222. doi: 10.3389/fpsyg.2024.1484222


Michael Deutschmann, MSc

Zert. Change-Manager, Akad. Mentalcoach & Supervisor

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